SCCED beim Hund: Was Sie wissen müssen

Wenn Ihr Hund plötzlich ein Augenausfluss zeigt, häufig blinzelt oder das betroffene Auge zusammenkneift, könnte eine spezielle Form von Hornhautverletzung dahinterstecken, der sogenannte SCCED. Diese Abkürzung steht für Spontaneous Chronic Corneal Epithelial Defect, umgangssprachlich auch bekannt als „Boxer Ulkus“. Es handelt sich dabei um eine chronische, schlecht heilende Verletzung der Hornhaut (=Cornea) des Auges. Wir möchten Ihnen im Folgenden erklären, was SCCED bedeutet, wie es diagnostiziert wird, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wie Sie Ihrem Hund helfen können.

Was ist SCCED?

Die Hornhaut ist die transparente, äußere Schicht des Auges, die wie ein Schutzschild fungiert und das Auge vor äußeren Einflüssen bestmöglich abschirmt. Bei SCCED kommt es zu einem Defekt in dieser Schicht. Das Besondere dabei ist, dass die Hornhautepithelzellen (die äußerste Zellschicht) nicht richtig an der darunterliegenden Schicht, der sogenannten Basalmembran, haftet. Ursache dafür ist ein Mangel an Hemidesmosomen (Diese „Zellfüßchen“ dienen der Verankerung von Zellen untereinander.). Allerdings ist die Ursache für diesen Mangel noch nicht ausreichend geklärt. Dies führt dazu, dass die Heilung gestört wird, und das betroffene Auge bleibt über Wochen oder sogar Monate schmerzhaft und empfindlich. Somit entsteht ein langwieriger Heilungsprozess, welcher Hund und Mensch vor große Herausforderungen stellen kann.

SCCED tritt besonders häufig bei älteren Hunden auf, ist aber nicht auf eine bestimmte Rasse beschränkt. Besonders bei Boxern und anderen kurzschnäuzigen Rassen wird diese Erkrankung jedoch häufig diagnostiziert. Der verkürzte Gesichtsschädel sorgt bei diesen Rassen dafür, dass die Augen stärker aus der Augenhöhle hervortreten und einige anatomische Strukturen dadurch in ihrer Funktion beeinträchtigt werden, mitunter auch der Lidschluss. So kann es zu winzigen Verletzungen der Hornhaut kommen, welche eine Eintrittspforte für Krankheitserreger darstellen können.

Symptome von SCCED

Die Anzeichen einer SCCED sind meist eindeutig:

  • Vermehrtes Tränen des betroffenen Auges
  • Häufiges Blinzeln oder Zwinkern
  • Rötung des Auges und Lichtempfindlichkeit
  • Zukneifen oder Reiben des Auges

Da diese Symptome auch bei anderen Augenproblemen auftreten, ist eine genaue Diagnose durch den Tierarzt entscheidend, um den SCCED von den anderen möglichen Differenzialdiagnosen abgrenzen zu können.

Diagnose

Zur Diagnose wird zunächst eine gründliche Untersuchung des Auges durchgeführt. Dabei wird die Hornhaut mit einem speziellen Farbstoff (Fluoreszein) angefärbt, um den Defekt sichtbar zu machen. Ist die Hornhaut verletzt, so kann sich dieser gelbe Farbstoff in dem Defekt anreichern und unter Auflicht wird die Verletzung dann für uns besser sichtbar. So lässt sich neben der Tiefe auch die Abmessung des Defektes besser feststellen. Typisch für SCCED ist, dass sich der Rand des Defekts in der Spaltlampe locker anhebt und die Verletzung oft kreisförmig erscheint.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung von SCCED zielt darauf ab, die Heilung der Hornhaut zu fördern. Zu den häufigsten Maßnahmen gehören:

  • Mechanisches Abtragen: Vorsichtig werden die lockeren Epithelzellen rund um den Defekt entfernt
  • Diamond Burr: Unter Lokalanästhesie in Form von Tropfen wird mit einer Diamantfräse die Basalmembran aufgeraut um, die Anhaftung der neuen Zellen zu verbessern und die Einsprossung von Gefäßen zu unterstützen und somit die Heilung voranzutreiben.
  • Kontaktlinse: Eine spezielle Kontaktlinse kann das Auge schützen und die Heilung unterstützen. Sie wirkt dann wie ein Pflaster und verhindert ein Eindringen weiterer Keime.
  • Medikamentöse Therapie: Augensalben oder Tropfen können helfen, Infektionen zu verhindern und Schmerzen zu lindern. Bitte sehen Sie unbedingt davon ab, einen Hornhautdefekt mit noch vorhandenen Augenmedikamenten aus der tiermedizinischen Hausapotheke zu versorgen! Wenn sich in den Präparaten Cortison befindet, so kann dies irreparable Schäden im Auge verursachen, wenn die Hornhaut nicht mehr intakt ist. Bitte holen Sie in jedem Fall bei Augenverletzungen tiermedizinischen Rat ein.
  • Keratogridbehandlung: Mit einer feinen Nadel wird ein Gitternetz ins oberflächliche Stroma geritzt, um die Haftung der neuen Zellen zu verbessern. Diese Irritation soll die Einsprossung von Blutgefäßen hervorrufen und somit die Heilung vorantreiben. Diese Methode wird in seltenen Fällen gewählt, wenn alle lokalen Versuche nicht zum Erfolg führen. Zudem ist hierfür eine Vollnarkose notwendig.

Behandlungsmöglichkeiten

KCS ist eine chronische Erkrankung, die in der Regel eine lebenslange Behandlung erfordert. Die Therapie zielt darauf ab, die Tränenproduktion zu steigern und das Auge zu schützen. Zu den häufigsten Maßnahmen gehören:

  • Augentropfen oder Salben: Verschiedene Medikamente können die Tränenproduktion anregen. Künstliche Tränen ersetzen die fehlende Feuchtigkeit und schützen die Hornhaut. Wichtig ist allerdings, dass diese Medikamente lebenslang und in der Regel mehrmals täglich angewendet werden müssen.
  • Reinigung der Augen: Regelmäßiges Entfernen von Sekreten und Verkrustungen hilft, Infektionen vorzubeugen, da sich in diesen Körperflüssigkeiten Krankheitserreger gut vermehren können.
  • Behandlung einer Infektion: Falls eine sekundäre Infektion vorliegt, können entsprechende Augensalben erforderlich sein.
  • Operative Maßnahmen: In schweren Fällen kann eine Operation (z. B. eine Umleitung der Speicheldrüsen zur Tränenproduktion) notwendig sein.

In einigen Fällen kann eine weitergehende Behandlung, wie eine Operation, erforderlich sein.

Wie Sie Ihrem Hund helfen können

Während der Heilungsphase ist es wichtig, dass Ihr Hund keinen Zugang zum Auge hat, um weitere Verletzungen durch Kratzen oder Reiben zu vermeiden. Ein Halskragen kann hier hilfreich sein. Achten Sie darauf, die vom Tierarzt verschriebenen Medikamente regelmäßig anzuwenden, und gehen Sie zu den Kontrollterminen. Das Auge ist als Sinnesorgan wertvoll für unsere Hunde und sollte bestmöglich so lange wie möglich erhalten bleiben.

Prognose

Mit der richtigen Behandlung heilen die meisten SCCED-Fälle gut aus. Dennoch kann die Heilung einige Wochen dauern, und es besteht das Risiko, dass die Erkrankung erneut auftritt.

Beobachten Sie Ihren Hund gut und es gilt absolut das Motto: Besser Vorsicht als Nachsicht. Denn ist das Augenlicht einmal gemindert, so kehrt dies in der Regel auch nicht wieder zurück. Wir beraten Sie gerne und sind für Sie und Ihren Hund da!