Zahnbehandlung bei Kleintieren

Die Zahngesundheit von Hunden und Katzen ist ein Thema von großer Bedeutung, das oft übersehen wird. Ähnlich wie beim Menschen können auch unsere geliebten Haustiere an verschiedenen Zahnerkrankungen leiden, die nicht nur ihr allgemeines Wohlbefinden beeinträchtigen, sondern auch gesundheitliche Probleme verursachen können.

Fraktur von Milchzähnen

Diese sollten schnellstmöglich entfernt werden, sonst entwickelt sich um den abgebrochenen Milchzahn eine Entzündung im Kieferknochen und der nachkommende Zahn wird geschädigt

Persistierende Milchzähne

Durch die zusätzlichen Zähne entwickeln sich neben Zahnfehlstellungen auch vermehrt Zahnbelag und dadurch Parodontalerkrankungen

Fehlende Zähne

Hier sollte mittels intraoralem Zahnröntgen festgestellt werden, ob eine Zahnanlage vorhanden und der Zahn nur nicht an die Oberfläche durchgebrochen ist, oder gar kein Zahn angelegt ist. Im ersten Fall können sich Knochenzysten von enormem Ausmaß entwickeln und daher sollten die Zahnanlagen rechtzeitig entfernt werden.

Zahn-/ Kieferfehlstellungen

Durch fehlgestellte Zähne oder verkürzte Kiefer kann es zum Einbiss von Zähnen in Zahnfleisch, Gaumen oder in andere Zähne kommen. Dies geht nicht nur mit Verletzungen bei jedem Schließen des Fangs, sondern auch mit Entzündung und Schmerzen einher.

Zahnstein & Parodontitis

Durch die Ansammlung von Zahnbelag kann sich Zahnstein entwickeln. Dieser führt durch eine Besiedlung mit Bakterien und durch die mechanische Reizung des Zahnfleischs bei jedem Kauen zu einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis). Wird nicht rechtzeitig eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt, kann sich auch der Zahnhalteapparat entzünden und es kommt zum Knochenabbau. Eine Parodontitis ist nicht mehr rückgängig zu machen und die betroffenen Zähne müssen, je nach Ausmaß der Schädigung, entfernt werden.

Das Gebiet der Zahnheilkunde ist ein äußerst spannender und umfangreicher Aspekt unserer tierärztlichen Praxis.

Zahnerkrankungen von kleinen Heimtieren

(Kaninchen, Meerschweinchen & Co.)

Die Zahngesundheit bei Heimtieren wie Kaninchen und Meerschweinchen ist von entscheidender Bedeutung für ihr Wohlbefinden. Diese Tierarten haben ständig wachsende Zähne, die regelmäßiges Kauen erfordern, um abgenutzt zu werden. Vernachlässigte Zahnpflege kann zu schmerzhaften Zahnproblemen führen, die ihre Fähigkeit zu fressen und ihre Lebensqualität stark beeinträchtigen können.
Dies kann sich durch folgende Symptome äußern:

  • mein Tier möchte fressen, kann es aber nicht
  • mein Tier kaut auffällig lange
  • mein Tier bevorzugt weiches Futter oder kurzes Frischfutter
  • mein Tier hat Augenausfluss (ein- oder beidseitig)
  • mein Tier hat Schwellungen an den Kieferästen
  • mein Tier zeigt einen vermehrten Speichelfluss (Fell an Kinnunterseite verklebt)

Wichtig ist bei diesen empfindlichen Tieren besonders stressarm zu arbeiten. Daher kann es hier nötig sein, die weitere Untersuchung direkt in Narkose durchzuführen, auch wenn das Narkoserisiko bei den Heimtieren deutlich höher ist, als bei Hund und Katze

In Narkose wird dann zunächst eine genaue Untersuchung der Maulhöhle durchgeführt und auf Zahnerkrankungen (Parodontitis) und Zahnfehlstellungen geachtet.

Im Anschluss werden Röntgenaufnahmen angefertigt. Aufgrund der Anatomie der Tiere sind jedoch Einzelzahnaufnahmen kaum möglich und es werden Übersichtsaufnahmen des Schädels angefertigt. Nach Böhmer und Crossley (2009)werden auf einer seitlichen Aufnahme folgende Dinge beurteilt:

  • Die Länge der Backenzähne und entsprechend die Kau-Ebene (=gelbe Linie)
  • Die Wurzelspitzen der Backenzähne im Oberkiefer (=weißer Pfeil und weiße Linie), diese sollten nicht über die weiße Linie hinausragen
  • Die Wurzelspitzen der Backenzähne im Unterkiefer (=blaue Linie), diese sollten nicht über den Knochenrand hinausragen; sind diese Zähne zu lang entwickeln sich Abszesse im Unterkiefer
  • Bei einer korrekten Verzahnung und Zahnstellung sollten die beiden grünen Linien zur Nase hin leicht zusammenlaufen

Hier sieht man das Röntgenbild eines Kaninchens mit massiver Zahnfehlstellung (Detailaufnahme der Backenzähne). Hier mussten in Narkose die Backenzähne korrigiert und je nach Zustand entfernt werden, um eine ungestörte Futteraufnahme zu ermöglichen.